Roland Wiederkehr
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17 Oct
17Oct

Behandlungen mit Hypnosetherapie sind wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich. Sie könnten Abhilfe schaffen für die überlasteten Psychiatrien und einen wesentlichen Beitrag leisten zur Eindämmung des Kostenwachstums im Gesundheitswesen.

 «Wenn wir ein Medikament finden würden, das dieselben Auswirkungen auf den Schmerz hat wie die Hypnose, und das zusätzlich ein Gefühl des Wohlbefindens, der Ruhe und Kontrolle gibt, wäre das ein phänomenaler Erfolg. Jeder würde es haben wollen, und es würde milliardenfach verkauft werden. Die Hypnose liefert das alles gratis. Und ohne Nebenwirkungen.»

Mark Jensen, Psychiater, in der arte-Doku «Die wunderbaren Kräfte der Hypnose» 

Mittlerweile belegen Tausende von Studien, was Hypnosetherapie vermag. Ihre Resultate entsprechen dem WZW-Prinzip, der Voraussetzung für die Akzeptanz in der Grundversicherung: wirksam, zweckmässig, wirtschaftlich. Doch Hypnose ist nicht einmal im Katalog 590 zu finden, sie hat also auch keine Anerkennung für die Zusatzversicherungen. Aufdeckende Hypnose kann bei Angst und Panik, generell bei seelischen Leiden mit einer bis drei Sitzungen erreichen, wofür andere Therapieformen und Techniken, die nicht mit dem Unterbewusstsein arbeiten, Dutzende von Behandlungen über lange Zeit benötigen. Hypnotherapie ist aber auch die beste Hilfe zur Selbsthilfe bei körperlichen Themen wie Schmerzen, Reizdarm, Migräne, Allergien etc. Eine bis fünf Sitzungen genügen in diesen Fällen. Selbsthypnose befähigt danach die Klienten, sich selbst weiterhin Sorge zu tragen, mit einem Minimum an Medikamenten.
Bundesrat und Gesundheitsvorsteher Alain Berset hat also Recht, wenn er sagt, dass Patienten zwecks Sparen nicht als erstes zum Arzt gehen sollten, sondern gleich zum Spezialisten. Das aber sollte ein Hypnosetherapeut oder eine Hypnosetherapeutin sein!

Grosses Sparpotenzial

In Frankreich und auch in einigen Spitälern der Westschweiz ist Hypnosetherapie als Kurzzeitintervention und Hilfe zur Selbsthilfe schon verankert. Das HUG in Genf spart damit bei schweren Brandverletzungen bis zu 25 000 Franken pro Patient. In fortschrittlichen Städten in Frankreich wird bereits die Hälfte der Operationen in Hypnose statt mit Narkose durchgeführt. Klar: Die Anästhesisten stehen bereit, sollte Hypnose allein nicht genügen. Und ebenfalls klar: Die Kurzzeittherapie kann ergänzt werden, falls nötig. Bevor jedoch eine Langzeittherapie in Betracht gezogen wird, müsste zwingend zuerst eine Kurzzeitintervention mittels Hypnosetherapie durchgeführt werden. 

Alles in allem: Das Sparpotenzial wäre gigantisch, ginge in die Milliarden! 

Woran liegt’s, dass Hypnosetherapie vor allem in der Deutschschweiz noch ein Mauerblümchendasein fristet?

An Unkenntnis. Am Willen aller, dazuzulernen. Und auch an der Verteidigung von Privilegien. Vorstösse im Parlament wurden vom Bundesrat abgelehnt – Hypnotherapie sei Sache der Privaten. Die Krankenkassen? Bis jetzt kaum Interesse. Die Interessensgemeinschaften und eingespielten Berufsgruppen mit ihren starken Lobbys im Bundeshaus? Widerstand ist programmiert. Ebenfalls von Seiten der Pharma, die kein Interesse an weniger Medikamentenverbrauch hat.

Auch die Pro Juventute, die das Telefon 147 betreibt, lehnt das Angebot von Mitgliedern des Schweizerischen Verbandes für Hypnosetherapie (SBVH.org) ab, Kinder und Jugendliche für geringe Kosten zu behandeln, beklagt aber gleichzeitig, dass psychisch belastete Jugendliche monatelang auf eine Behandlung durch Psychiater oder Psychotherapeuten warten müssen.

Steuerzahler entlasten

Alles, was von Politik und Parteien derzeit als Hilfe zur Bewältigung des Prämienschocks vorgeschlagen wird, geht zulasten des Steuerzahlers: Ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz erhält Subventionen, um die Krankenkassenprämien bezahlen zu können. Was der Normalbürger aber kaum weiss: Nicht nur die Zuschüsse an die Bürgerinnen und Bürger sowie die Spitäler sind Steuergelder, sondern zum Beispiel auch die Reha-Kosten: Die rund 40'000 Franken einer Reha in einer Burnout-Klinik werden zu 45% Von der Krankenkasse geleistet, die andern 55% jedoch zahlt der Wohnkanton des Patienten. Der Kanton Zürich ging vor Bundesgericht, weil er das nicht mehr bezahlen wollte – und verlor. Prävention von Burnout gelingt am besten mit Hypnosetherapie, und selbst wenn der Burnout schon da ist – Ursachenfindung mit Hypnose ist das beste Mittel, um ihn loszuwerden.

Wie lange noch kann das gut gehen mit dem Einsatz von Steuergeldern? Es ist höchste Zeit für ein Umdenken, ein neues Paradigma. Hypnosetherapie muss darin Platz finden. Die 750 Therapeuten im Schweizerischen Berufsverband für Hypnosetherapie sind bereit dazu. Sie sind die Profis, weil sie täglich Hypnotherapie anwenden: wirksam, zweckmässig und äusserst wirtschaftlich – mit wenigen Sitzungen und geringen Kosten für die Klienten.

Roland Wiederkehr ist Präsident des Schweizerischen Berufsverbandes für Hypnosetherapie (SBVH) und ehemaliger Nationalrat (Landesring der Unabhängigen). Er hat den WWF Schweiz aufgebaut und die Stiftungen Road Cross und Green Cross – Letztere zusammen mit Michail Gorbatschow.

                                    

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