Die Hypnotisierbarkeit von Menschen lässt sich durch elektromagnetische Stimulation einer bestimmten Hirnregion erhöhen. Das soll Schmerztherapien verbessern.
Hypnose ist ein schwer wissenschaftlich fassbarer Zustand. Der Arzt Friedrich Anton Mesmer, der rund um die Wende zum 19. Jahrhundert auch in der Schweiz in Frauenfeld im Kanton Thurgau wirkte, führte ihn noch auf Magnetismus zurück, heute gibt es verschiedene konkurrierende Erklärungsansätze. Damals wie heute wird Hypnose als Therapieform eingesetzt. Vor allem Schmerzen werden mittels Hypnose behandelt, doch auch Auswirkungen auf die Schlafqualität oder die Verdauung ließen sich in Studien nachweisen.
Nun widmete sich ein Forschungsteam des US-amerikanischen Medizinzentrums Stanford Medicine dem schwer fassbaren Effekt. Man wollte wissen, ob sich die Neigung von Menschen zur Hypnotisierbarkeit beeinflussen lässt. Und das scheint tatsächlich möglich zu sein, berichtet das Team nun in einer Studie im Fachjournal "Nature Mental Health".
Bei einer Untersuchung mit einer Gruppe von 80 Personen ließ sich nach Stimulation einer bestimmten Hirnregion mithilfe einer nichtinvasiven Magnetstimulationstechnologie, die in den USA für die Behandlung von Depressionen zugelassen ist, eine signifikante Verbesserung der Hypnotisierbarkeit feststellen.
Nicht alle Menschen sind für Hypnose gleich empfänglich. Eine übliche Skala für diese Eigenschaft bewertet die Hypnotisierbarkeit nach Punkten, wobei zehn Punkte für besonders hohe Hypnotisierbarkeit stehen. Diese personenbezogene Eigenschaft ist üblicherweise nicht veränderbar.Bekannt ist, dass sie etwas mit der funktionalen Verbindung zweier Hirnregionen zu tun hat, des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex, der an der Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung beteiligt ist, und des dorsalen anterioren cingulären Kortex, der an der Wahrnehmung von Reizen beteiligt ist. Eine Stimulation in dieser Region erschien also aussichtsreich.
Das Team aus Stanford arbeitete mit einer Gruppe von Menschen, die am Fibromyalgiesyndrom leiden. Dabei handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung, die oft mit Hypnotherapie behandelt wird. Man siebte jene Menschen aus, die bereits stark auf Hypnose ansprachen, und arbeitete mit jenen Personen, die eher schwer zu hypnotisieren waren.
Die Behandlung konzentrierte sich auf den linken dorsolateralen praefrontalen Kortex. Dabei wurde die Hälfte der Gruppe 92 Sekunden lang 800 kurzen magnetischen Pulsen ausgesetzt. Mit Mesmers Idee von Magnetismus hat das nichts zu tun, die Magnetpulse induzieren Ströme in den Neuronen. Der Rest der Gruppe erhielt eine wirkungslose Behandlung nach identischem Prozedere. Vor und nach der Behandlung wurde von Ärztinnen und Ärzten die Hypnotisierbarkeit bewertet, wobei diese natürlich nicht wussten, zu welcher Gruppe die Person gehörte.
Diese Untersuchung zeigte, dass die Behandlung im Vergleich zur Scheinbehandlung eine leichtere Hypnotisierbarkeit bewirkte, und zwar um etwa einen Punkt auf der zehnteiligen Skala. Der Effekt verschwand nach einer Stunde wieder.
Dass sich die Hypnotisierbarkeit überhaupt verändern lässt, sei nicht zu erwarten gewesen, sagt David Spiegel vom Forschungsteam. Eine über 25 Jahre laufende Studie, die ebenfalls in Stanford durchgeführt worden war, hatte bei Menschen im Lauf der Zeit keine Veränderungen gezeigt. Umso überraschender ist, dass sich diese durch technische Mittel hervorrufen ließen. Die Forschenden wollen nun mit verschiedenen Arten der Stimulation experimentieren, um zu sehen, ob sich der Effekt verstärken lässt. Sei träumen davon, die Methode in der Praxis bei Therapien einzusetzen.
Studie
Faerman, A., Bishop, J.H., Stimpson, K.H. et al. Stanford Hypnosis Integrated with Functional Connectivity-targeted Transcranial Stimulation (SHIFT): a preregistered randomized controlled trial. Nat. Mental Health (2024).
https://doi.org/10.1038/s44220-023-00184-z