Prof. Dr. med. Alfred Witzmann
4 Minuten Lesezeit
10 Nov
Tinnitus – ein wahrhaft ohrenbetäubendes Geräusch

Tinnitus ist ein Geräusch im Ohr, für das es keine äussere Schallquelle gibt und das somit Aussenstehende nicht hören können. Es wird als Rauschen, Pfeifen, Sausen, Brummen oder Piepsen im Ohr wahrgenommen. 

Die Menschen kommen oft völlig verzweifelt in die Sprechstunde.„Es ist als ob es mir das Ohr zerreissen würde. Ich halte das nicht mehr aus.“ oder „Dieses ständige Surren in meinem Ohr macht mich noch wahnsinnig. Ich habe mich ja daran gewöhnt, dass ich schlecht höre. Aber kann es dann nicht wenigstens still sein??? Aber nein, dafür ist jetzt dieses vermaledeite Geräusch in meinem Ohr da. Das ist sooo ungerecht!“ So etwas hört man als Arzt oder Therapeutin von Menschen, die schwer unter Tinnitus leiden. Zum Glück sind diese schwer geplagten Leute die Minderheit unter denen, die Im Ohr Geräusche hören, ohne dass es eine äussere Schallquelle gäbe.

Grade des Tinnitus

Nach der Ausprägung des Tinnitus werden 4 Grade unterschieden.

Grad 1: Der Tinnitus ist gut kompensiert, das heisst, das Ohrgeräusch ist leichtgradig und stört nicht weiter.

Grad 2: Der Tinnitus tritt hauptsächlich bei Stille auf und wirkt störend bei Stress und Belastungen.

Grad 3: Es liegt eine dauernde Beeinträchtigung im privaten Alltag und im Berufsleben vor. Es bestehen erhebliche Störungen im emotionalen Bereich. Die Patienten können sich kaum auf etwas konzentrieren, was häufige Krankschreibungen zur Folge hat.

Grad 4: Völlige Dekompensation im privaten Bereich und Berufsunfähigkeit

Häufigkeit von Tinnitus

Tinnitus ist keine Seltenheit. Bis zu 15 % aller Erwachsenen erleiden zumindest eine längere Episode von Tinntius in ihrem Leben. Davon wiederum leiden 20 Prozent an einem stark die Lebensqualität beeinträchtigenden Ohrgeräusch der Grade 3 und 4.

Arten von Tinnitus

Ähnlich wie beim Schmerz unterscheidet man auch beim Tinnitus einen akuten von einem chronischen Tinnitus. Der akute Tinnitus verschwindet in den meisten Fällen nach einiger Zeit wieder. Ist das nicht der Fall, spricht man ab einer Dauer von 6 Monaten von einem chronischen Tinnitus. Manche Autoren bezeichnen einen Tinnitus erst dann als chronisch, wenn er länger als 6 Monate dauert. Für wieder andere Spezialisten ist der Tinnitus bereits ab 3 Monaten Dauer chronisch. Der chronische Tinnitus ist in den meisten Fällen mit einer Hörverminderung bis Hörverlust verbunden.

Ursachen des Tinnitus

Ursachen können grundsätzlich alle Schädigungen, die das Ohr betreffen sein (Ohrverletzungen, bestimmte Medikamente, Ohrspülungen mit zu viel Druck, Loch im Trommelfell, unsachgemässer Gebrauch von Wattestäbchen zur Entfernung von Ohrenschmalz, Mittelohrentzüdungen, Erkrankungen des Innenohrs..). Weitere Ursachen können sein:

  • Ständige Lärmexposition, zum Beispiel bei Bauarbeitern (Arbeiten mit dem Presslufthammer mit unzureichendem Hörschutz)
  • Morbus Meniere. Zusätzlich zum Tinnitus bestehen hier massive Schwindelanfälle
  • Tumore des Hörnervs (Akustikusneurinom)
  • Degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule
  • Probleme mit dem Kiefergelenk
  • Ueberaktivität der Hörrinde im Schläfenlappen des Gehirns mit sekundärer Ausbildung eines neuronalen Netzwerkes
  • Stress und andere psychische Faktoren

Vorgehen bei Tinnituspatienten

Jeder Tinnituspatient muss schulmedizinisch abgeklärt werden. Dies sollte bereits beim akuten Tinnitus der Fall sein, um einer Chronifizierung nach Möglichkeit vorzubeugen. Die Primärabklärung gehört in die Hand des Facharztes für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten. 

Bei chronischem Tinnitus muss auf jeden Fall auch eine Magnetresonanztomographie des Kopfes durchgeführt werden. Ein dabei entdeckter Tumor des Gehörnervs (Akustikusneurinom) gehört in die Hand des Neurochirurgen. Solche Tumore sind immer gutartig und wachsen langsam. Sie müssen operativ entfernt werden. 

Alternativ kann auch, vor allem bei kleineren Tumoren, eine spezielle Bestrahlungsform (Gammaknife) gewählt werden.

Da Tinnitus auch durch eine Fehlfunktion des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur hervorgerufen werden kann, sollte auch ein Kieferorthopäde mit dem Fall befasst werden, falls der HNO Arzt nicht fündig geworden ist und die Magnetresonanzuntersuchung unauffällig war.

Häufig ist der Tinnitus ein Begleitsymptom bei degenerativen Halswirbelsäulenveränderungen. In diesem Fall sind Nackenschmerzen, die in Schulter und/oder Kopf ausstrahlen, das führende Symptom. Eine Behandlung mit Akupunktur, manueller Medizin und Scenar beseitigt nicht nur diese Symptome, sondern auch den Tinnitus.

Da Stress und psychische Faktoren wie Ängste, posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen häufig bei Tinnituspatienten vorkommen, werden Entspannungstherapien wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation empfohlen. Aufgeschlossene Schulmediziner empfehlen auch Yoga und Meditation.

Hypnose bei Tinnitus

In den meisten Fällen von Tinnitus sind Stress, Ängste, Depressionen und andere psychische Faktoren nicht nur Begleitsymptome, sondern an der Entstehung ganz wesentlich beteiligt. Oft sind längst vergessene Ereignisse in früheren Lebensphasen die Auslöser für den später entstandenen Tinnitus. Das Unterbewusstsein „vergisst“ aber kein Ereignis, das jemals im Leben stattgefunden hat. Yoga, Meditation, progressive Muskelrelaxation und autogenes Training sind sicher hilfreich, um Entspannung zu erreichen. An die Ursachen des Tinnitus kommen sie aber nicht heran.

Mit der Hypnose haben wir dagegen direkten Zugriff auf das Unterbewusstsein und können in der analytischen Regressionshypnose die auslösende Ursache des Tinnitus auffinden und neutralisieren. Darüber hinaus können durch Suggestionshypnose anschliessend durch entprechende positive Suggestionen im Unterbewusstsein neue Programme aufgebaut werden, die dem störenden Ohrgeräusch entgegen wirken. Bei jüngeren, sportlichen Patienten kann dies auch durch eine Aktiv-Wachhypnose geschehen.

Scenar bei Tinnitus

Scenar ist die Abkürzung für self controlled energo neuro adaptive regeneration. Diese geniale Erfindung russischer Wissenschaftler sendet Impulse in den Körper. Nach deren Verarbeitung im Gehirn antwortet das Gehirn ebenfalls mit Impulsen, die vom Gerät aufgenommen werden. Dies führt zu einer Modifikation der weiteren Impulse des Gerätes. Diese Impulse ähneln den natürlichen Impulsen des vegetativen Nervensystems, nur in wesentlich verstärkter Form. Dies führt zu einer starken Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers. Beim Tinnitus behandle ich mit einer genau definierten Programmabfolge. Obwohl nicht beweisbar, kann davon ausgegangen werden, dass dadurch die Ueberaktivität der Hörrinde harmonisiert wird.

FAZIT FÜR DIE PRAXIS

Nach genauer schulmedizinischer Abklärung führe ich bei meinen Patienten eine genaue Erhebung der Krankengeschichte bezüglich seines Tinnitus durch. Danach erfolgt ein sehr ausführliches Vorgespräch, in dem die Hypnose und die Scenartherapie im Detail erklärt werden. 

Während dieser ersten Kontaktaufnahme, die gewöhnlich etwa 2 Stunden dauert, führe ich eine erste Scenarbehandlung durch. Ein oder zwei Tage später erfolgt eine Suggestionshypnose. Kurz darauf wird mittels Regressionshypnose die Aufdeckung des verursachenden Ereignisses bewerkstelligt. 

Will man einen anhaltenden Erfolg erzielen, ist bei Tinnitus immer eine Regressionshypnose erforderlich. Nach einigen Tagen erfolgt dann die nächste Scenarbehandlung.

Nach Massgabe des Erfolges der bisherigen Therapie erfolgt dann noch eine weitere Suggestionshypnose oder gegebenenfalls eine Aktiv-Wachhypnose. 

Bei älteren Patienten führe ich auch gerne eine Chirotrancehypnose durch. Dabei liegt der Patient bequem auf dem Rücken und es werden lediglich Berührungen durchgeführt. Die Hypnosetherapie ist spätestens jetzt in aller Regel abgeschlossen. Weitere Therapiesitzungen erfolgen bei Bedarf in unterschiedlicher Anzahl .

https://hypnose-witzmann.ch

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